Du hast einen neuen Job oder gründest ein Start-up? Gratuliere! Jetzt geht's los. Aber wie? Und auf was sollst du dabei achten?
Bevor ich früher eine neue Rolle gestartet habe, habe ich Dr. Google gefragt, wie denn Andere die ersten 100 Tage gestalten. Und je öfter ich eine Rolle gewechselt habe, desto mehr habe ich verstanden, dass man einen klaren Plan braucht. Ohne Plan ist es schwierig...wo fange ich an? Was ist zu tun, was ist zu verstehen, welchen Input brauche ich? Wo steht die Firma, wo steht das Produkt? Womit macht das Unternehmen (jetzt) den Umsatz und womit zukünftig? Alle diese Fragen solltest du strukturiert für dich angehen, um die ersten 100 Tage zu einem Erfolg zu gestalten.
100 Tage Execution Plan for Executives (powered by years of experience)
1) Business Model (aka Ohne Moos nix los)
Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wo kommt der Umsatz her?
Was sind die Preis/Kostentreiber? Welche/s Produkt/sparte hat welche Marge?
Kurz gesagt: Wo und wie wird der Wertbeitrag durch das Unternehmen geschaffen.
Zudem solltest du folgende Dimensionen des Geschäftsmodells analysieren:
Key Trends
Market Forces
Macroeconomic Forces
Industry Forces
Regulations and constraints
Tools die dir dabei helfen können:
Business Model Canvas
Business Plan
SWOT
5 Forces
ERRC
2) Vision, Mission, Purpose (Warum machen wir das, was wir machen?)
Vision, Mission und Purpose sind das A & O einer Organisation. Es beschreibt nicht nur den Zielzustand, den dein Unternehmen erreichen möchte, es hilft auch dabei, sämtliche taktischen und operativen Ziele zu schärfen und aus der übergeordneten Vision abzuleiten.
Gerade für Start-ups sind diese Fragestellungen oft nicht explizit kodifiziert, sondern in den Köpfen des Gründungsteams. Früher oder später (wenn dein Unternehmen wachsen sollte) ist es die Kernaufgabe des Managements, die Säulen der Unternehmensausrichtung allen zugänglich zu machen.
Purpose: "Warum"; was möchte das Unternehmen erreichen; es beschreibt das Fundament der unternehmerischen Tätigkeiten; Zielgruppe: Shareholder
Vision: "Wohin"; Ein Blick in die Zukunft und Beschreibung der unternehmerischen Ausrichtung und Positionierung; Zielgruppe: Mitarbeiter
Mission: "Was"; die mittelfristigen Schritte zur Erreichung der Vision; Zielgruppe: Kunde
Strategy: "Wie komme ich dahin"; Zielgruppe: Mitarbeiter
Ich kann dir nur empfehlen, die ersten 100 Tage zu nutzen um ein Verständnis für die langfristige Ausrichtung des Unternehmens zu gewinnen oder dir die Zeit zu nehmen, diese zu entwickeln.
3) Organisation und Working Model
Die Organisation ist für mich (um mich einer Sportmetapher zu bedienen) wie ein Spielfeld. Du nimmst als “Executive” die Rolle des Coach ein und stellst sicher, dass du die richtigen Spieler in den richtigen Positionen hast.
Start-up: Gestalte das “Spielfeld”, in dem großartige Dinge passieren können
Konzern: Verstehe das “Spielfeld”, um darin navigieren zu können und es zu optimieren
Fragestellungen:
Wie ist die Organisation aufgestellt? Gibt es klare Hierarchien oder flache Strukturen? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie ist die Führungsebene aufgestellt?
Für Start-ups: Wie wirst du dein Managementteam aufbauen? Wer trifft die Entscheidungen? Wie viel Autonomie (im Sinne der agilen Unternehmensformen) ermöglichst du und wie viel Entscheidungsgewalt bleibt bei dir?
Und: Wer sind die Leistungsträger im Unternehmen? Im Buch "How Google works" wird der Begriff der "Smart Creatives" geprägt. Das ist sozusagen deine Secret Sauce des Unternehmenserfolgs - eine Gruppe von ausgewählten Mitarbeitern, die den Erfolg des Unternehmens maßgeblich mitgestalten.
4) Produkt
Das Produkt ist das "Gesicht des Unternehmens" nach außen. Business Model, Vision/Mission/Purpose und Organisation definieren die Rahmenbedingungen bzw. dein Spielfeld - das Produkt ist das, was die Menschen da draußen (hoffentlich) jeden Tag sehen, nutzen oder kaufen.
Wenn du eine Product-Driven Company führst, sollte auch hier dein Hauptaugenmerk liegen. Du kannst die anderen Faktoren für ein erfolgreiches Unternehmen nicht außer Acht lassen und gleichzeitig ist das Produkt deine Lebenslinie für Erfolg.
ACHTUNG: Wenn du als Product-Driven Company startest und schnell wächst, kann es passieren, dass der Fokus auf das Produkt sich langsam auf die Organisation und auf die Prozesse verlagert. Natürlich sind operative Prozesse für die Organisation auch wichtig und gleichzeitig dürfen sie nicht in den Vordergrund deines Unternehmens kommen, sonst bist du Prozessmanager und nicht Unternehmer mit einem erfolgreichen Produkt. Ganz nach dem Motto des Manifesto for Agile Software Development: "Individuals and interactions over processes and tools"
TL; DR: Leitfaden zur Produktanalyse oder Aufbau eines erfolgreichen Produkts:
Create Value map
Product & Services portfolio
Pain relievers
Gain creators
Product Proposition
What are the hypotheses we are working against? Is there evidence already?
What's the USP?
Product Market Fit
Analyze customer profile / customer segments
Product Customer Fit
Analyze the Roadmap (Backlog, Next big thing)
Understand Value Map (pain reliever and gain creator)
Customer Journeys
Understand Constraints
Technology Review (Legacy constraints, technical debt)
Tech Push (where in the company are hidden gems? what kind of technology helps you grow and build the next big thing)
Tools die dir dabei helfen:
Value Proposition Canvas
Design Thinking (ideate and concept; prototype)
Lean start-up (Build, Measure, Learn)
Agile delivery methods (Scrum, Kanban)
Conversion Funnel Analysis
5) Data & KPIs
Du solltest ein sehr gutes Verständnis haben, welche Daten wirklich (und ich meinte damit wirklich wirklich) relevant für die Messung des Unternehmenserfolgs bzw. des Produkterfolgs sind.
In den ersten 100 Tagen solltest du dich auf die Core Metrics des Produkts fokussieren. Diese werden in der Regel customer acquisition und conversion sein. Je nach Lebenszyklus werden ARPU, Retention, MAU/DAU sowie Churn noch als Core Metrics ergänzend relevant sein.
WICHTIG: Versuche nicht alles auf einmal zu optimieren, sondern gehe entlang der customer journey und verstehe, wo Kunden den meisten Mehrwert erhalten bzw. für dich generieren. Und darauf konzentrierst du dich. Das kann auch heißen, dass du nach deinen ersten 100 Tagen gewisse Produktfeatures nicht mehr fortführen wirst, weil diese nicht zielführend zu deinem Erfolg beitragen.
6) Vertrieb und Marketing
Du kannst das beste Produkt haben, ohne Kunden ist es leider wertlos.
Daher sind Vertriebsstrukturen und Marketing das Lebenselixier für das Unternehmen.
Themen die es dabei unter anderem zu verstehen gibt in deinem ersten 100 Tagen:
Vertriebsansatz
Kundenakquise
Performance Marketing
Budget
Customer Lifetime Value
CRM System Ansatz
7) Customer Care
Customer Care ist ähnlich wie Marketing. Marketing bringt die Kunden rein, wogegen du mit einem schlechten Customer Care Ansatz die Kunden die Kunden wieder verlierst.
Um es auf den Punkt zu bringen: Dein Kunde braucht in der Not jemanden, der ihm mit Verständnis und Fingerspitzengefühl hilft. Wenn jedes Unternehmen seine Kunden wie Amazon behandeln würde, wären viele sicherlich erfolgreicher. Amazon zeigt, was “customer obsession” wirklich heißt. Man munkelt, dass in den ersten Tagen von Amazon in Deutschland Kunden, die z.B. behaupteten kein Ladegerät bei dem bestellten Laptop erhalten zu haben, wurde direkt und ohne Nachfrage ein weiteres Ladegerät geschickt (obwohl die Pakete davor gewogen wurden und es eindeutig dabei war). Ich denke jeder hat so eine ähnliche Amazon-Story.
Fazit:
Verstehe, ob dein Customer Care den Kunden hilft, wie Kunden auf einschlägigen Plattformen dein Unternehmen bewerten und versuche ein wenig wie Amazon zu werden. Dafür sind die 100 Tage ideal, weil du noch den Blick von außen mitbringst und noch nicht betriebsblind bist.
8) Customer
Das Wichtigste habe ich mir zum Schluss aufgehoben 🙂
Dein Kunde ist König. Unabhängig ob du B2C, B2B2C, B2B, B2E Kunden bedienst.
Nur mit einem klaren Verständnis deiner Kunden bzw. Kundensegmente kannst du erfolgreich werden.
Unabhängig ob du In den ersten Wochen deiner Unternehmensgründung steckst oder in deiner neuen Executive Rolle im Konzern, dein Kundenverständnis wird dein Schlüssel zum Erfolg sein.
Tools die dir dabei helfen:
Business Model Canvas
Value Proposition Canvas
Design Thinking (ideate and concept; prototype)
Lean start-up (Build, Measure, Learn)
A/B Testing
Customer Research
Fazit:
Die ersten 100 Tage sind nicht einfach. Viel zu verstehen, viel zu tun, viel zu lernen.

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