Offene und transparente Kommunikation? Der ultimative Endgegner des Erfolgs in Unternehmen.
In unterschiedlichsten Stationen meiner Laufbahn habe ich oft das Credo von Unternehmen gehört, dass alle doch stets offen, transparent und ehrlich kommunizieren sollten. Und natürlich wurde es genauso nicht gelebt. Angefangen hat es bereits beim Leadership - Informationen wurden nur zum Teil weitergegeben. Der Vorwand wie so oft ist, die Mitarbeiter*innen müssen nur das wissen, was sie zur Erfüllung ihrer Aufgabe brauchen. Also eine "Need-to-Know" Kultur. Damit steht die Informationsknappheit an der Tagesordnung. Der Grund ist immer der selbe: Zu oft und zu viel zu kommunizieren kann ja eventuell die Teams verunsichern.
Das "Ich weiß mehr als du" Syndrom.
Verunsicherung entsteht durch Wissensmangel. Wenn ich nicht alles weiß, dann kann ich auch nicht alle Faktoren in meine Überlegung und Entscheidung einfließen lassen. Was wiederum zu einer halbgaren Lösung führt, die auf Basis einer limitierten Informationsbasis getroffen wurde. Diese Spirale gilt es zu durchbrechen - Wissen ist Macht. Und wenn alle mehr wissen, macht es das Unternehmen mächtiger. Informationsvorsprung hilft nur einer Person und nicht dem Unternehmen. "For the greater good" ist ein Mythos, der in klassischen Unternehmen leider noch immer nicht angekommen zu sein scheint.
Start-up: Ein Informations-Hyperloop
Eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich als "Rookie" im Start-up gelernt habe: alles wird geteilt und zwar sofort. Es hat mich zugegebenermaßen selbst überrascht, wie schnell (auch vermeintlich sensible) Informationen von oben nach unten, aber auch von unten nach oben kommuniziert wurde. Der Informationsfluss ist der Nervenstrang im Unternehmen. Wenn eine Blockade besteht, kann der Organismus nicht funktionieren. Es gibt einfach keinen Platz für Informationsverstecker, Karriere-über-Informationsvorsprung-Macher oder Geheimniskrämer. Das Unternehmen als System muss die Blockaden der Informationsverknappung eliminieren, um schnell und erfolgreich zu sein. Punkt.
No Bullshit - nur die Wahrheit bringt uns weiter
Wenn du nun eine offene Kultur geschaffen hast, oder Teil einer offenen Kultur bist, ist das nächste Level die "Bullshit-Free-Zone". Nur weil Informationen geteilt werden, heißt es noch lange nicht, dass es jeden "schmeckt", was nun kommuniziert wird. Es wird zwar schnell kommuniziert, aber die Dinge werden beschönigt oder es wird Energie darauf "verschwendet", die unangenehmen Nachrichten zu verschleieren. Es stellt sich ein ähnlicher Effekt, als ob nicht kommuniziert wird: Ein Vakuum an Offenheit und schlimmer noch, Energie wird in die Beschönigung und Rechtfertigung investiert anstatt in Lösungsfindung.
Wie jedoch kann ich dem entgegenwirken? Ganz einfach: Niemals, und ich meine damit niemals nie, darfst du Offenheit bestrafen. Im Gegenteil: Die Absender von unschönen Wahrheiten müssen öffentlich gelobt werden, nur so kann meiner Meinung nach ein echtes System von Offenheit geschaffen werden. Auch wenn es dir manchmal nicht gefällt was du hörst, als Teil eines Leadership-Teams ist es deine Pflicht diese Kultur zu fördern. Nur so kannst du Mitarbeiter*innen motivieren, ohne Angst die Dinge beim Namen anzusprechen.
Fazit:
Autonome Teams benötigen alle Informationen, um sinnvolle und zielführende Entscheidungen zu treffen. Das Leadership eines Unternehmens setzt die Leitplanken, um offen, ehrliche und transparente Kommunikation zu ermöglichen. Belohne Offenheit und erzeuge eine "No-Bullshit-Zone". Dein "Gegner" ist nicht die andere Abteilung, das andere Team, die andere Führungskraft - es sind die Mitbewerber die deine die Kunden abziehen.

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